Behördenfunk

Seit vielen Jahren arbeiten staatliche Stellen am Aufbau eines neuen Behördenfunknetzes.

Den Mitarbeitern von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst wurde in dieser Zeit immer wieder gesagt, wie viel besser doch das neue digitale Netz gegenüber dem alten analogen sein werde.

Der Termin für die Inbetriebnahme musste immer wieder verschoben werden. In manchen Ländern prägen immer neue Misserfolge die Geschichte der Probebetriebe.

Aus Dienststellen, die bereits mit dem TETRA-System arbeiten, sind Berichte bekannt, dass das System nicht zufriedenstellend funktioniert.

Die Funkversorgung innerhalb von Gebäuden ist zum Teil nicht gesichert.

Polizist mit Funkgerät am Fahrzeug


Symboldarstellung von zwei über Funk verbundenen Funkgeräten
Der derzeitige Analogfunk funktioniert als Punkt-zu-Punkt-Kommunikation: Ein Gerät sendet und das andere empfängt. Eine Strahlenbelastung geht dabei nur vom sendenden Gerät aus und ist nur solange vorhanden, wie auch tatsächlich gesendet wird.

Das derzeit im Aufbau befindliche digitale TETRA-System ist dagegen wie der kommerzielle Mobilfunk aufgebaut: Es gibt (im Normalfall) keine direkte Verbindung zwischen Sender und Empfänger, sondern jedes Funkgerät ist wie ein Handy stets mit einer benachbarten  ortsfesten Basisstation verbunden, die den Funkverkehr in ein Netz zwischen den Stationen einspeist.


Weil die TETRA-Sender genau wie Mobilfunksender rund um die Uhr senden, sind die Anwohner der Stationen teilweise einer starken Dauerstrahlung ausgesetzt.

Das im Aufbau befindliche Netz soll erstmals Vollflächenabdeckung erreichen – dann gibt es fast keinen funktechnisch unbelasteten Ort mehr; besonders empfindlichen elektrohypersensiblen Menschen gehen die letzten Erholungsräume verloren.

Funkmast-Symbol in blauem Rahmen


Symboldarstellung eines Autos mit Funkstrahlen-Symbol
Am Aufbau des Netzes, ausgerechnet auf Basis des TETRA-Systems aus den 1990er Jahren, wird möglicherweise auch deshalb so hartnäckig festgehalten, weil Mobilfunkanbieter die geschaffenen Einrichtungen später als Standorte für ihre Mobilfunksender nutzen wollen.

Den Mobilfunkbetreibern ist die Vollflächenabdeckung wichtig, weil sie nur so eine lückenlose Vernetzung des Autoverkehrs über Funk einführen können.

In England, das schon lange TETRA einsetzt, läuft der Vertrag der Polizei 2016 aus. Dort wird darüber nachgedacht, wie TETRA durch ein besseres System ersetzt werden kann (siehe unten).


Zitate

„Das Emergency Services Mobile Communications Programme (ESMCP) wurde entwickelt, um einen Ersatz für die Technologie des Anbieters Airwave zu finden, wenn der Vertrag der Polizei mit diesem Anbieter 2016 ausläuft. (…)

Nach Ansicht von Gartner ist das TETRA-Netz nicht geeignet für Anwendungen mit dem Schwerpunkt Datenübertragung. (…)

Der Leiter der Airwave-Abteilung im Polizeiverband sagte, das derzeitige System habe mehrere Schwächen wie mangelnde Funksignalabdeckung und Stabilität. (…)

‚Es gibt ernstzunehmende Schwierigkeiten mit der Abdeckung, besonders, wenn Sicherheitskräfte Gebäude betreten, weil die Funkverbindung dann häufig abreißt.

Im ländlichen Raum gibt es Probleme, wenn sich die Bediensteten zu weit von den Sendeanlagen entfernt befinden.‘ (…)

Andere Schwächen sind die lange Zeit, bis eine Störung behoben ist, und der schlechte Empfang in einigen Gebieten.“

(auszugsweise Übersetzung eines Berichts von www.policespecials.com)

Polizisten-Puppe mit Funkgerät


baden-württembergischer Polizist mit Fahrzeugfunkgerät
„In Baden-Württemberg ziehen Kommunen aus den jahrelang unerfüllten Versprechen jetzt Konsequenzen: Das alternative Alarmierungssystem POCSAG läuft bereits in 37 Landkreisen.

Nachteil: pro Landkreis über eine halbe Million an zusätzlichen Kosten – ohne Unterstützung durch die Landesregierung, die weiter auf einer Alarmierung über TETRA beharrt.

Vorteil: POCSAG ist im Gegensatz zu TETRA technisch zuverlässig und ohne gepulste Dauerstrahlung.“

Pressebericht hierzu (Hohenloher Tagblatt 10.04.2013)


„Kurz nachdem das digitale Funksystem der Polizei Salzburg Stadt und wenig später der Berufsfeuerwehr eingeführt wurde, hat ein Crash eines Hauptrechners des Handynetzbetreibers und auch des Betreibers des digitalen Funksystems Tetra im Land Salzburg zu einem Totalausfall des Systems geführt. (…)

Dies zeigt wiederum, dass die so hochgepriesene digitale Funktechnik erheblich anfälliger ist, als das alte doch sehr zuverlässige Analogsystem. Denn dort ist eine Kommunikation unter den Geräten jederzeit möglich und bedarf keines zentralen Rechners.“

(Bericht von aktivnews.de 2013)

Symbol eines Polizeiautos in einem blauen Rahmen


Links zu TETRA bei funkfrei.net